Die Entstehung des arabischen
Antisemitismus und die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten
Das Flüchtlingsthema einmal anders betrachtet
Von Gudrun Eussner
"Ein Gerücht geht um im Irak: die Juden kaufen das Land, um
daraus ein neues Palästina zu machen. Sunnitische Immame und schiitische Mollahs
schreien nach Vergeltung gegen 'die Schweine und die Affen'. Die 32 letzten
Juden in Bagdad zittern." Das berichtet die französische Wochenzeitschrift
"Marianne" Ende September 2003. (1)
Im
Juni ist dieses Gerücht in der irakischen Presse zu lesen, und niemand kann
dem seither Einhalt gebieten, obgleich die irakischen Immobilienhändler
übereinstimmend erklären, daß nichts von dem wahr sei. Dann kaufen die Juden
eben unter falschem Namen, um mit dem Irak zu machen, was sie mit Palästina
gemacht hätten. Aus Qom im Iran verhängt Kadhem al-Haeri, der geistliche
Führer des jungen irakischen Schiitenführers und Idols der nördlichen
Bezirke von Bagdad Moktada as-Sadr eine Fatwa über Juden und ihre Teilhaber,
sollten sie versuchen, im Irak zu investieren.
Aber
die Paranoia endet noch nicht dort. Die Juden seien gekommen, ihre Vorfahren
zu rächen, die im sechsten Jahrhundert v.d.Z. ins babylonische Exil
gezwungen wurden, nachdem Nebukadnezar Jerusalem und den Tempel zerstört
hatte. An die 2000 jüdische Soldaten der US-Armee versammelten sich am Grabe
des Propheten Hezekiel, in Kiffle. Man könne fast sagen, sie kolonisierten
die Gegend. Für Hussein Abdel Nasser al-Douleimi, den Redaktionsdirektor der
Zeitschrift "As-Saah" des führenden sunnitischen geistlichen Führers Ahmed
al-Koubeysi, sind die Amerikaner die Israelis, es sei alles das gleiche.
Derselbe Hussein Abdel Nasser al-Douleimi erklärt Ende der 90er Jahre, die
Israelis bedienten sich der Djinnen, übernatürlicher Wesen, die laut dem
Koran in einer der menschlichen parallelen Welt leben. Djinnen und Juden
arbeiteten zusammen, um Chaos im Irak zu stiften, sie seien auch für die
Uneinigkeit unter den verschiedenen irakischen ethnischen und religiösen
Gemeinschaften verantwortlich.
Ein anderer Iraker macht die CIA und den Mossad für das
Attentat vom 29. August auf den Ayatollah Mohamed Bakr al-Hakim verantwortlich.
Er bemerkt allerdings richtig, daß es unwahrscheinlich ist, daß gläubige
Sunniten oder Schiiten das Attentat verübten. Auf andere als die Amerikaner und
die Juden kommt er nicht. Am Tag nach dem Attentat werden israelfeindliche
Slogans skandiert. Der Djihad, der Glaubenskrieg, werde nicht enden, solange die
Amerikaner im Irak seien, und die Juden Jerusalem besetzten.
Schwarze Tage kämen über die winzige Gemeinde von 32
überlebenden Juden, wenn der Irak eine theokratische Regierung habe: sie würden
nicht den Status von Dhimmis erhalten, sie seien die Feinde des Irak, weil sie
unter der Hand mit Israel zusammenarbeiteten, verspricht Moktada as-Sadr.
Der Irak hat seit 55 Jahren keinen Friedensvertrag mit Israel.
Fortsetzung:
Anmerkung:
(1) Vague d'Antisemitisme sur l'Irak (Eine Welle von
Antisemitismus über dem Irak), par Jean-Philippe Hamon, Marianne no 336, du 29
au 5 octobre 2003, pp. 40-43
hagalil.com 14-10-03 |